Tag 2 und 3:

Erst einmal ausschlafen, dann durch das pittoreske Meran schlendern. Ich kaufe mir einen Schal, einen Armreif und die erste Schale Erdbeeren des Jahres. Die Sonne scheint und das Leben ist schön! Leider blinkt nach meinem Aufbruch das Navi weiterhin wie wild und behauptet immer noch, dass der Akku gleich leer sei. Ich ignoriere alles und fahre stoisch weiter. Es geht auch überraschend lange gut, aber fünfzig Kilometer vor Verona wird das Display schwarz. Nichts geht mehr. Sehr beruhigend, denn das Hotel Milano, in dem ich absteigen will, liegt genau im Zentrum der Stadt und ist laut einiger Aussagen im Internet nicht einfach zu finden. Ich halte also an der nächsten Raststätte an und klage in meiner Verzweiflung ein paar netten älteren Herren von einer Starnberger Busreisegruppe mein Leid, die gerade ebenso wie ich auf dem Weg in die Toskana sind. Einer davon meint, er hätte früher immer an seinem Auto herumgebastelt und würde sich die Sache mal ansehen. Ich bin begeistert. Aber nicht allzu lange! Denn er findet heraus, dass das Navi wohl einen Kurzschluss in meinem Auto auslöste, der eine Sicherung in meinem Auto zerstört hat. Den Schaden beheben kann er auch nicht, obwohl er die Sicherung des Zigaretten-Anzünders gegen eine andere Sicherung austauscht, von der er denkt, dass ich sie sowieso nicht brauche. Leider muss ich bei meiner Weiterfahrt feststellen, dass es sich bei dieser angeblich so unbrauchbaren Sicherung um diejenige handelt, mit der ich das Verdeck meines Autos ein- und ausfahren kann. Ich setze also meine Fahrt immer noch ohne Navi und jetzt auch noch mit geschlossenem Verdeck fort. Denn obwohl es mir als absolutem Nicht-Automechaniker gelingt, beide Sicherungen wieder an ihren ursprünglichen Ort zu bringen, lässt es sich dennoch nicht wieder öffnen. Da mein Auto keine Klimaanlage hat („Brauche ich nicht!“, dachte ich beim Kauf. „Das Auto ist schließlich ein Cabrio.“) und die Außentemperaturen für April unverhältnismäßig hoch sind, fühle ich mich trotz offener Fenster schon bald wie gegrillt. Seltsamerweise finde ich mit Hilfe der Beschilderung recht leicht ins Zentrum von Verona. Was mich allerdings etwas irritiert, ist, dass ich mich auf einer zweispurigen Fahrbahn durch Verona befinde, aber noch drei (!!) weitere Autos neben mir herfahren. Mir bricht der Angstschweiß aus, denn ich, ganz rechts, muss in nur wenigen Meter links abbiegen. Es klappt natürlich nicht. Ich fahre an der Abfahrt vorbei und irre minutenlang hilflos herum. Irgendwann komme ich aber doch an und beschließe, die nächsten zwei Tage ausschließlich zu Fuß unterwegs zu sein. Nach dieser Aufregung muss ich erst einmal ein kleines Mittagsschläfchen halten, bevor ich meine Recherchetour fortsetze und das wunderschöne Verona erkunde. Irritiert nehme ich am Haus von Romeo und Julia unzählige Frauen zur Kenntnis, die einer Statue, die wohl besagte Julia darstellen soll, an die Brust greifen und sich dabei fotografieren lassen. Die Männer dagegen lassen die Finger von ihr. Im Reiseführer finde ich eine Erklärung für dieses seltsame Verhalten: Diese Geste soll Glück in der Liebe bringen. Ich finde das ein wenig befremdlich. Dem Romeo muss man für ein solches Liebesglück nämlich nicht in den Schritt greifen. Noch ein ganz heißer Reisetipp zum Schluss: In Verona lässt sich übrigens unglaublich billig leben. Denn wenn man sich in einem Straßencafé ein alkoholisches Getränk bestellt, werden ein Glas Leitungswasser, Chips, Erdnüsse, Oliven, mundgerecht geschnittene Gemüsestangen sowie Dips dazu gereicht. Und das Beste: Eine Einzelperson bekommt die gleiche Menge wie eine vierköpfige Familie. Toll! Ich ernähre mich in Verona ausschließlich von Aperol Sprizz und Weißwein und kann ohne ein schlechtes Gewissen zu haben neben meinen Erkundungstouren ausgiebig shoppen gehen.